Die ARD-Korrespondentin und überzeugte Euromaidan-Zujublerin Golineh Atai hat mit ihrer Dokumentation „Die Story im Ersten: Zerrissene Ukraine“ in der ARD für einen neuen Meilenstein in Sachen Geschichtsfälschung und Manipulation gesorgt. Ist das nur journalistisches Unvermögen einer politisch Naiven oder schon gezielte Propaganda?
von RT Deutsch-Redakteur Florian Hauschild
Der Medien-Watchblog Propagandaschau zeigt sich empört hinsichtlich der neuen Dokumentation von Golineh Atai, die vergangenen Montag zu später Stunde in der ARD ausgestrahlt wurde, und hat sich die Mühe gemacht, das filmische „Werk“ detailliert auseinanderzunehmen. Die Schelte lässt kein gutes Haar an Atais Arbeit.
Und in der Tat: Es sticht bei Atais Film besonders ins Auge, dass die Rolle der USA und der EU im Ukraine-Konflikt gänzlich unbehandelt bleibt. Kein Wort vom EU-Assoziierungsabkommen, dessen Forderung, jegliche Kooperation mit Russland zu Gunsten der EU faktisch einzustellen, ein Zerreißen der Ukraine letztendlich erzwungen hat.
Doch Atai träumt in ihrer naiv-kindlichen Art offenbar immer noch davon, dass in der Ukraine lediglich freiheitssuchende Menschen heldenhaft der vermeintlichen Finsternis zu entfliehen versuchen. Ihr Ziel: Die sonnengleich strahlende EU – Heimat der Menschenrechte, der Demokratie und der Gerechtigkeit. Korruption? In Brüssel und Straßburg natürlich ein Fremdwort.
Knallharte Wirtschaftsinteressen der Europäischen Union und der USA scheinen in Atais Weltbild genauso wenig Platz zu haben, wie die geopolitischen Ambitionen der Großmächte. Unbeachtet bleiben auch öffentliche Äußerungen, wie etwa von Stratfor-Chef George Friedman, die belegen, dass es das genuine imperiale Interesse der USA ist, einen Keil zwischen Deutschland und Russland zu treiben, wofür es von besonderer Bedeutung ist, die Ukraine an den Westen zu binden.
Bei der „Story im Ersten“ existieren all diese machtpolitischen Interessen nicht. Dort gibt es lediglich ukrainische Revolutionshelden und böse Russen. So verwundert es auch überhaupt nicht, dass in Golineh Atais Film mit einer bizarren Heroisierung des faschistischen AIDAR-Batallion aufgewartet wird, zu dem selbst Atais eigene ARD-Kollegen von der Tagesschau wissen:
„Besonders berüchtigt ist das Bataillon AIDAR, zu dem rechtsgerichtete ukrainische Nationalisten gehören, von denen sich einige mit Hakenkreuzen und anderen Nazi-Symbolen schmücken, als Abzeichen auf der Tarnkleidung oder als Tätowierung auf dem Körper. Die Anführer und viele Mitglieder sind bekennende Neonazis und Mitglieder von rechtsextremen Gruppen“.
Das Nazi-Batalltion wird bei Golineh Atai zu heldenhaften Widerstandskämpfern stilisiert, was sich mit Bildern von nationalbeflaggten Trachtenaufmärschen kombiniert, in denen „patriotische“ Ukrainer ihre „Heimatliebe“ zum Ausdruck bringen. Man möchte fast an die „besorgten Bürger“ von Freital denken.
Erst etwa nach der Hälfte des Films widmet sich Atai den Geschehnissen auf dem Maidan. Der gewaltsame Regime Change im Februar 2014, kurz nachdem eigentlich ein Kompromiss ausgehandelt wurde, der auch den Plan für geordnete Neuwahlen beinhaltete, sollte im Folgenden einen Bürgerkrieg in dem osteuropäischen Land auslösen. Die russisch geprägten Regionen der Ostukraine erkannten die ins Amt geputschte pro-westliche Regierung nicht an und fordern seitdem Autonomie. Dass dies nur mehr als legtim ist, betonte erst kürzlich sogar der ehemalige Spitzenpolitiker Ludger Volmer (Bündnis 90/Die Grünen) gegenüber dem Deutschlandfunk:
„Das war eine Revolution. Die hat eine gewählte Regierung aus dem Amt gejagt. Die gewählte Regierung war bestimmt schlecht, und es gab viele gute Gründe, sie loswerden zu wollen. Aber wenn eine Revolution von der Straße eine Regierung davonjagt, die vorher demokratisch gewählt worden war, was soll das sonst sein? Der Westen redet sich das gerne schön.
Wenn dann aber ein anderer Teil des ukrainischen Volkes, nämlich die Ostukraine nicht mitmachen will und wiederum aus dem neuen ukrainischen Staatsverband austreten will, dann gilt das als illegitim, und das ist die Heuchelei und die Doppelmoral der westlichen Politik.“
Doch bei Atai hat eine derart differenzierte Sicht auf unterschiedliche Interessen und kulturelle Verbindungen keinen Platz. Hier ist der Fall klar: Lupenreine Demokraten in Kiew haben sich gegen einen Tyrannen zur Wehr gesetzt und dafür, dass es in Folge zu Gewalt kam, gibt es nur einen Schuldigen: Putin.
Die Botschaft, das ist der ARD-Korrespondentin wichtig, gilt es maximal emotionalisiert an den Zuschauer zu bringen. Diese Technik zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Melancholische Musik setzt ein, wenn ukrainische Mütter von ihren gefallenen Söhnen berichten, was bei Atai zu einer unverhohlenen Verklärung des Krieges als Bühne für Heldentum führt. Am Ende des Films steht eine ukrainische Mutter, die ihren Jungen verloren hat, an dessen Grab und gibt dem russischen Präsidenten die Schuld für alles. So einfach ist es dann also letztendlich.
Davor fabuliert die Dokumentation ausführlich von russischen Truppen, die irgendjemand irgendwo in der Ukraine gesehen haben will – freilich ohne Beweise. Das Massaker von Odessa wird ebenfalls verklärt und der neuen Kiewer Regierung nahestehende Neonazis werden konsequent zu Selbstverteidigungsmilizen umgedeutet.
Atai erinnert damit stark an die Grüne Marieluise Beck, die der anerkannte Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist Götz Aly in einer Kolumne einst als „Barrikadenbraut“ bezeichnete, die von Revolution zu Revolution huscht, um Unruhen anzuheizen. Hintergrund solch feuchter Revoltenträume vom heroischen Kampf ist bei Frauen wie Atai und Beck vermutlich eine idealistisch-ideologisierte, naive Sicht auf geopolitische Ereignisse. Wo Menschen augenscheinlich nach Freiheit dürsten und, mangels besseren Wissens, Teil der gelobten EU sein wollen, sind die „Barrikadenbräute“ nicht weit, um ihnen zuzujubeln. Das mag drollig wirken, unterstützt mit einem Millionenbudget aus öffentlicher Zwangsfinanzierung, wie im Falle Atais, wird all das jedoch schnell zu gefährlicher Kriegspropaganda und -hetze. Gerade weil jede politische Analyse ausbleibt und die Zuschauer gezielt nur auf der emotionalen Ebene angesprochen werden.
Zur Weiterbildung empfiehlt RT Deutsch der ARD-Korrespondentin daher einen Vortrag des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser, den dieser kürzlich zum Thema „Regime Change in der Ukraine“ in Berlin hielt:
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