Zivilisten im Osten der der Ukraine beklagen Übergriffe der ukrainischen Freiwilligenbataillone, die von Kiew nicht in den Griff zu bekommen sind. Berichte einiger Donbass-Bewohner wurden vom Tagesspiegel-Reporter Paul Flückiger aufgezeichnet.
Auf ihrem alten Mobiltelefon zeigt die 40-jährige Alla die letzten Fotos von ihrem Häuschen, die sie im Dezember gemacht hat. Verzweifelt sagt die Landwirtin aus Peski: „Alles ist hin! Wieso bloß schießen sie auf uns?“
Im Sommer hat sich Alla dem Druck der ukrainischen Truppen ergeben und sich Hals über Kopf aus Peski evakuieren lassen. „Wir bekamen 15 Minuten Zeit und durften nur zwei Plastiktaschen mitnehmen“, erzählt sie. Statt wie versprochen nach wenigen Tagen wieder zurückzudürfen, sei ihr dies nach mehreren Versuchen erst im Dezember gelungen. Da sei ihr Haus dann aber schon zerstört gewesen. Die wenigen Straßen im Dorf hätten die jeweiligen Freiwilligenbataillone unter sich aufgeteilt. Nur die regulären Truppen der ukrainischen Armee hätten sich anständig verhalten, ja, sie hätten ihr sogar geholfen, noch ein paar Sachen aus dem Haus zu retten, erzählt Alla weiter. „Im Fernsehen heißt es immer, der ukrainische Staat schütze uns; was ich in Peski erlebt habe, ist indes genau das Gegenteil.“
Auch Allas jüngere Kollegin Lena berichtet Schreckliches. Die zweifache Mutter stammt aus der nahe Peski gelegenen Kleinstadt Awdijewka.
„Die Separatisten räumten unsere Stadt im Sommer freiwillig, erst als sie weg waren, kamen die Ukrainer und schossen wie wild um sich“, behauptet Lena.
In ihrem Wohnblock hätten die Regierungstruppen danach viele Wohnungen durchsucht. „Angeblich suchten sie Waffen, doch bei mir wurden einfach Kinderkleider mitgenommen“, sagt Lena. Ob die Übeltäter Soldaten von Freiwilligenbataillonen oder reguläre Soldaten waren, weiß sie nicht.
Ein betagtes Geschwisterpaar aus Peski erzählt ganz andere Horrorgeschichten. Elena und Maria sind die ganze Zeit im Dorf geblieben und waren der Herrschaft der Freiwilligenbataillone täglich ausgesetzt. „Nachbarn wurden aus dem Haus gejagt, einer von ihnen ist krankenhausreif geschlagen worden“, erzählt Maria. Welches Freiwilligenbataillon für welche Übeltat im Dorf verantwortlich ist, weiß sie indes nicht. „Sie hatten alle rot-schwarze Wappen an der Uniform“, sagt sie nur.
In der Kiewer Zentrale von Amnesty International (ai) ist das Problem der Übergriffe gegen Zivilisten durch die Freiwilligenbataillone nicht unbekannt. Wegen Personalnot stamme der letzte Bericht dazu jedoch vom September 2014, sagt Pressesprecher Bogdan Owartschuk. Amnesty hatte damals das Treiben des Freiwilligenbataillons „Aidar“ dokumentiert. 35 Strafuntersuchungen seien daraufhin eröffnet worden, heißt es. „Doch Untersuchungen eröffnen bedeutet leider nicht, dass auch wirklich untersucht wird“, sagt Owartschuk resigniert. Das Verteidigungsministerium habe offensichtlich Probleme mit den Freiwilligen. Doch ein klarer politischer Wille, diese anzupacken, sei nicht erkennbar.
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Natali Sapphir in: Ukrainian fighters use disabled ex-fighters to train (VIDEO)+18
All normal society would share your opinion, it's realy disgusting, ab ...
elaine in: Ukrainian fighters use disabled ex-fighters to train (VIDEO)+18
Quite honestly I find this quite disgusting. Any wounded should be tr ...
lsammart in: Ukrainian Armed Forces opened fire on the village of Grigoryevka of the Telmanovo district to the south of Donetsk
if those criminals are cought, they should be eliminated on the spot. ...
Animalaura in: ‘Russia has no aggressive plans, will always prefer political settlement’
If ONLY the U.S.A. had such a fine leader as Mr. Putin! Instead, we ...
Heiner in: Rencontre avec Svetlana Kissileva : la guerre aux portes de l'Europe
Chris vous faites du .. stalking? ...